Verträumte Tage am Westufer des Gardasees
Wann wart ihr das letzte Mal am Gardasee? Erst kürzlich? Oder noch nie?
Bei mir ist es gefühlt ein Leben her - ich hatte mir gerade mein erstes Tattoo stechen lassen, das weiss ich noch, Ostufer, voll, heiß … Irgendwie hat es mich nicht wieder dort hin zurück gezogen. Bis diesen Sommer. Auch frische Tätowierungen, das ist das Einzige, was übereinander passt. Westufer, geschwungene Serpentinen, atemberaubende Blicke, beste Pizza und entspannte Vibes. Spot on. Hier meine Tipps und (kulinarischen) Ausflugsziele für euren nächsten Besuch am Westufer des Gardasees.
Unsere Tage in dem wirklich schönen und bezaubernden Ort Pieve, in einen Winkel der obersten Bergkante geschmiegt, mehrere 100 Meter oberhalb des Sees in Tremosine sul Garda, einer ganz kleinen italienischen Gemeinde am Westufer des Gardasees in der Provinz Brescia in der Region Lombardei, waren einfach zauberhaft. Heiß war es, die Grillen haben 24/7 auf sich aufmerksam gemacht, immer wieder wehte hoch oben über dem Geschehen unten am See ein kühlendes Lüftchen, die mittaglichen Kirchenglocken in der heißen Stille.
Die erste Besiedelung des kleinen Dorfes Pieve, einem der 18 kleinen Orte, die sich an den steilen Hängen oberhalb des Sees schmiegen und sich zu Tremosine sul Garda zusammenschließen, geht vermutlich auf die Jungsteinzeit zurück. Das Wahrzeichen von Pieve, die Kirche S. Giovanni Battista, die Johannes dem Täufer gewidmet ist, ist Ende des 16 Jahrhunderts auf den Ruinen des Ursprungs neu errichtet worden.
Die kleinen Gassen von Pieve, die zum Schlendern einladen, sind verkehrsberuhigt und lassen einen von einer eigenen kleinen Herberge träumen, hoch über dem Wasser, in der man in den heißen Mittagsstunden sich einer Siesta hingibt, um abends die Fenster aufzuwerfen und sich an dem Treiben der wenigen Besucher und der einheimischen Katzen zu beteiligen. Denn das fand ich besonders schön an diesem Ort: die Ruhe von den Massen von Menschen unten am Ufer, die verständlicherweise ein bisschen Dolce Vita des Sees erleben und in ihren Erinnerungen abspeichern wollen, die schon auf dem Westufer in deutlich verminderter Zahl auflaufen als auf dem gegenüberliegenden östlichen Ufer.
Ansässig waren wir im Residence delle Rose, ein kleines, unscheinbares Hotel, wie es hier viele gibt, mit Pool und Tennisplätzen, das für ein paar Tage entspanntes Chillen bei kleinerem Budget ein guter Stop ist. Dazu gehört auch das bekannte Aussichts- und Ausflugsziel, das Hotel Paradiso, ebenfalls ein 3 Sterne-Haus, das oben auf dem höchsten Punkt thront undvon dem man einen einfach atemberaubenden Blick über den See und vor allem auch in die Tiefe hat. Ich war beim ersten Besuch, nachmittags, als ich einfach neugierig reingeschaut hab, ganz benommen von der Schönheit und der Kraft der Natur gepaart mit der Handschrift des Menschen, der sich dadurch seinen Weg bahnt. Denn weit unterhalb verläuft die Strada della Forra, von Churchhill als achtes Weltwunder bezeichnet und Hauptdarsteller in der Eröffnungsszene von James Bond’s ‘Ein Quantum Trost’. Leider ist ein Teil dieser beeindruckenden Küstenstrasse, die 1913 erbaut wurde, um den steilen Weg, der die Hafenstadt Campione del Garda mit den Dörfern von Tremosine verband, zu ersetzen - verwinkelt, mulmig machend, wunderschön - zu einem größeren Teil auf Grund eines Steinschlags im Jahr 2023 gesperrt. Wir konnten lediglich einen Blick in das ‘Eingangstor’ zur Straße werfen, das wie ein Mund wirkte, in das man verschwindet, wenn man sich dazu entschließt, durch das Tor zu schreiten. Wenn sie wieder aufmacht, werde ich mich in jedem Fall nochmals mit viel Vorfreude auf das einzigartige Erlebnis im Schritttempo - im Gegensatz zu 007 - hindurchzuschlängeln.
Von oben kann man aus besagtem Hotel Paradiso tief in die Schauder-Schlucht auf die gewundene Straße ins Tal und weit über den See blicken, das fast wie eine Mündung in einen Ozean anmutet. Wer sich wagt von der Beton-Plattform in die Tiefe zu blicken, der Terrazza del brivido, die, wie ähnliche Aussichtsorte weltweit, ihren Besuchern einen extra Kick bereiten wollen, halsbrecherisch über die Schlucht ragt und einem den Atem raubt, kann auf der Terrasse des Hotels bei einer wunderbaren im Akkord, handgefertigten Pizza, diesen magischen Ort genießen. Die Weite des Sees wurde im Abendlicht etwas diesig, farblich eine Mischung aus sanften Blau-, Rosa- und Grautönen, die die hereinbrechende Nacht ankündigten.
Absolute Empfehlung - zauberhaftes Erlebnis und beste Pizza, die hervorragend geschmeckt hat und gar nicht teuer war, in einem. Zugegeben, unsere erste Pizza haben wir an einem Tisch direkt am Geländer gegessen und mussten uns zum Nachtisch umsetzen, weil der Kitzel, den zumindest ich körperlich durch und durch gefühlt habe, mit Blick in die Tiefe eine echte Herausforderung war. Beim zweiten Besuch ging es schon etwas besser, aber wirklich nicht etwas für schwache Nerven.
Im Ortskern von Pieve selbst gibt es allerdings auch die ein oder andere Terrasse und auch das ein oder andere Hotel bzw. Restaurant, von dem man diesen atemberaubend schönen Blick genießen kann. Das Setting im Locanda al Castelletto beispielsweis: an gestärkten, strahlend weißen Tischdecken sitzt man wie in einer Loge in der Oper am Fenster mit Blick in die türkisblaue Weite des Sees, 350 m unter einem. Einmalig. Wir haben allerdings nicht dort gespeist, da die Karte keine wirklichen Optionen für kleine Jungs bietet. Nächstes Mal.
Zu Fuss kann man über einen kleinen Pfad, vermutlich die alte Strecke, die durch die Straße ersetzt wurde, in die Tiefe absteigen. Der Weg mündet von einer Terrazza del Brivido in der Mitte des Ortes neben der Eisdiele Gelateria Tremosine. Wer es wagt, sollte in jedem Fall festes Schuhwerk und Wasser mitnehmen. Beim Einstieg in den Weg wird zudem vor Steinschlägen gewarnt.
Die Weite des Sees kann geschichtsträchtig auch von der alten Kirche des Ortes Pieve, auf einer Bank, schattig unter Bäumen auf dem Kirchenvorplatz genossen werden. In meinen Augen ein wunderbarer Ort, um sich mit einem Buch und einem Kaffee hinzusetzen und einfach die Zeit ein wenig verstreichen zu lassen.
Fährt man in Richtung norden von Pieve aus hinab ins Tal, stößt man am See auf den Ort Limone sul Garda, der terrassenförmig an den Steilhängen des Sees liegt, direkt am Wasser inmitten von endlosen, urigen Oliven- und Zitronenhaine, die dem Ort allerdings nicht seinen Namen geben. Man geht davon aus, dass dieser sich ableitet von Limen = Grenze oder von lima = Fluss. Übereinander geschachtelt kleben hier die Häuser am Felsen, die verwinkelten Gässchen der malerischen Altstadt sind mit Blumen geschmückt und die Souvenirläden verkaufen natürlich Limoncello und alles, was mit Zitronen zu tun hat.
Wer sich bei der Sommerhitze durch die Gassen schlängeln mag, wird mit dem Charm verwinkelter Ecken und blumengeschmückter Balkone belohnt, von denen schon mal eine einheimische Nonna das Treiben unter sich beobachtet. Ich hatte leider nicht die Muße, ein gutes Restaurant ausfindig zu machen, was in von Touristen dicht belagerten Orten ja oft eine größere Herausforderung darstellt. Dafür haben wir eine wirklich hervorragende Eisdiele, direkt am Wasser an einer kleinen Hafenstelle, entdeckt, an denen kleine Ruderboote im Wasser schaukelten. Die Gelateria QCIARÌ bietet großzügig gefüllte Waffeln und Smoothies an - wir haben uns aber für jeweils zwei Kugeln Eis entschieden und sind mit viel Cremigkeit und Geschmack im Mund belohnt worden. Absolute Empfehlung. Dabei bietet es sich an, die bunten Boote zu beobachten, das Treiben auf dem See und neugierigen Schwäne, die die Bewegungen der Touristen gewöhnt sind und eher untypisch freundlich dreinschauen mit dem Wissen es fällt immer wieder ein Snack für sie ab.
Wer bereit ist noch ein bisschen weiter südlich entlang der Seestrasse bis zum Ort Gardone Riviera zu fahren, um sich eine kleine und sehr feine Auszeit zu gönnen, findet im Grand Hotel Fasano ein wohltuendes, ruhiges Paradies, in dem man einfach nur sein kann. Das alte Haus, erbaut um 1888, diente einst als Jagdschloss der österreichischen Kaiserfamilie und wird heute in dritter Generation von den Brüdern Oliver und Patrick Mayr geführt.
In der Parkanlage direkt am See, in dessen Mitte ein riesiger, alter Magnolienbaum ragt, unter dem man sein Mittagessen bei einem kühlen Glas Wein genießen kann, liegt man in absoluter Ruhe direkt am Wasser, kann über mehrere Stege und Treppen sich ins Kühle Nass des Sees gleiten lassen, oder im Pool des Hauses eine Abkühlung finden. Auch Kinder sind willkommen und finden eine kleine, grüne, geschwungene Wasserrutsche, die einmal pro Stunde für 20 Minuten angeworfen wird, um den Kleinen ihren Spaß zu bereiten. Wie ich finde, eine wunderbare Art, um groß und klein zusammenzubringen, ohne dass der ein oder andere zu kurz kommt. Kulinarisch findet jeder in einem der vier Restaurants des Hauses, eines mit einem Stern des Guide Michelin ausgezeichnet, in jedem Fall sein Plätzchen. Wir durften die Köstlichkeiten des Restaurants ‘Magnolia’ unter dem besagten, kaiserlichen Baum genießen. Neben italienischen Köstlichkeiten zur Vorspeise und einem selbst zusammengestellten Salat gab es für uns beide natürlich: Pasta. Was sonst.
Auf der Rückfahrt von unserem luxuriösen Tagesausflug haben wir im La Rotonda in Tigale aufgrund einer lieben und spontanen Empfehlung Stop gemacht. Und es gab wieder handgefertigte Pizza aus dem Steinofen, diesmal auf die Hand und dann im Auto mit wieder wunderbaren Blick über den See verschlungen.
Für mich immer Teil einer Italienreise, sei sie noch so kurz: Lebensmittel einkaufen. Fährt man von Limone die Bergstrasse nach Tremosine hoch, kommt man unweigerlich durch den sehr kleinen Ort ‘Villa’ an dessen Ende (Richtung bergauf bzw Pieve) auf der linken Seite eine kleine, verwunschene Gärtnerei angesiedelt ist, die ihr eigenes Gemüse und Obst und das aus der Gegend wie auch lokale, kulinarische Besonderheiten anbietet, von eingelegten Oliven, über Balsamico Essig aus Modena zu Sommertrüffeln, die zwar nicht allzu intensiv im Geschmack sind, gleichzeitig recht günstig frisch zu beziehen sind. Mein schnelles Pastarezept mit meinem Sommertrüffel vom Gardasee findet ihr hier. Geht natürlich wunderbar mit jedem anderen Trüffel auch.
Bei mir kommen ansonsten immer ein paar Zucchini, Tomaten und frische Mozzarella in die Einkaufstüte. Denn wenn wir eines auf unseren Fahrten nach Italien lieben, ist es ein schnell zubereitetes Ragout aus Tomaten und feld-frischen Zucchini, die man auch überall wachsen sieht, Mozzarella und viel Basilikum zu frischen Gnocchi. Das gibts entweder schon vor Ort oder aber aus mitgebrachten Zutaten zuhause. Vor Ort schmeckt es aber einfach immer besser. Rezept findet ihr unten.
Verlassen haben wir unseren kurzen Besuch am Westufer des Gardasees mit einem bezaubernden frühmorgendlichen Blick über den See von der Nordspitze aus, dem kleinen Ort Riva del Garda, kurz nach Sonnenaufgang. Wir kommen wieder. Und es wird in jedem Fall wieder das Westufer.
Schnelle Gnocchi mit Tomaten & Zucchini
Zutaten
- 300 g Gnocchi
- 1 Gemüsezwiebel, gewürfelt
- 1 Knoblauchzehe, gepresst
- 1 mittelgroße Zucchini, in Scheiben geschnitten
- 2 Tomaten, gewürfelt
- 200 g Tomatenpüree
- 200 g Mozzarella, in Stücke gerissen
- 1-2 Handvoll frischer Basilikumblätter
- 2-3 EL Olivenöl
Zubereitung
- 2-3 EL Olivenöl in eine Pfanne geben, auf mittlere Hitze erwärmen und zunächst die Zwiebelwürfel, dann den Knoblauch dazugeben und einige Minuten sanft schmoren lassen.
- Zucchinischeiben dazugeben und einige Minuten im Öl braten lassen, immer wieder wenden, bis die Oberflächen leicht gebräunt sind. Zucchinischeiben aus der Pfanne nehmen und in einer Schale beiseite stellen.
- Tomatenwürfel in die Pfanne geben und einige Minuten anschmoren, dann das Tomatenpüree dazugeben und einige Minuten köcheln lassen.
- Mit einer Prise Salz und frischem Pfeffer würzen.
- Vorgegarte Gnocchi in die Tomatensauce geben und ca.10 Minuten durchwärmen.
- Zucchinischeiben wieder in die Pfanne geben, alles gute vermengen.
- Mit Mozarella und Basilikumblättern servieren, bei Bedarf einige Chiliflocken oder etwas Chiliöl drüber geben.