Pastéis de Nata - Portugiesische Creme Tartes
Das neue Jahr bringt immer die Möglichkeit zum Neuanfang. Manchmal fällt ein optionaler und auferlegter Neuanfang zusammen. So war es zu diesem Jahresanfang bei mir. Sicher nicht nur bei mir. Ist der Neuanfang nicht selbst gewählt, nimmt die Auseinandersetzung damit seinen Anfang, wie es überhaupt dazu gekommen ist, zu diesem Neuanfang. Wie jeder einzeln damit umgeht, ist sehr persönlich und liegt sicherlich stark in seiner Persönlichkeit einerseits, in den Irrungen und Wirrungen der eigenen Geschichte andererseits, verankert. Vermutlich geht es bei jedem mit vielen Hochs und Tiefs einher –– der eine versteckt dies, der andere zeigt es offen. Was ich bei diesem Neuanfang vor allem gelernt habe? Verletzlichkeit zu zeigen ist keine Schwäche. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist ein emotionales Risiko, Unsicherheit und das genaueste Maß an Mut. Diese Worte stammen nicht von mir, sondern von Brené Brown. Ich finde sie geben Hoffnung und Mut, der zu sein, der man ist.
Was ich nicht lernen musste, sondern lange weiß, in Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit helfen vertraute Dinge, die Trost spenden –– zB Geräusche, Gerüche, Geschmack. Und gutes Essen. Und so habe ich vor einigen Tagen zu einem Rezept gegriffen, das mich in den Anfängen meines Foodie-Lebens in vielfältiger Weise festgehalten und gleichzeitig nach vorne geschoben hat. Die cremigen portugiesischen Törtchen Pastéis de Nata, deren Geschmack beim Hineinbeißen eine kulinarische Umarmung, warm und wohltuend, wenn auch von innen, auslöst. Nicht nur das. Der gesamte Prozess der Herstellung, der nicht kompliziert ist, der aber durchaus mit bedacht verfolgt werden sollte, das Brutzeln der Törtchen im fast 300 °C heißen Ofen, der erste Biss in die weichen, cremigen, gelben Teilchen –– alle Sinne kommen zum Einsatz. Der Stolz war bei mir zudem groß, als ich anerkennen musste, dass sich das Endergebnis ganz wunderbar präsentierte und sich auch ohne große Backerfahrungen erzielen ließ. Also, auf gehts in die persönliche Backstube. Oder ab nach Lissabon!
Zutaten:
für den Teig:
250 g Mehl sowie etwas, um die Arbeitsfläche zu bemehlen
0,25 TL Salz
175 ml kaltes Wasser
250 g Butter, Zimmertemperatur
für die Füllung:
3 EL Mehl
300 ml Milch
450 g Zucker
1 Zimtstange
175 ml Wasser
0,5 TL Vanillepaste
6 Eigelb, geschlagen
Zubereitung:
Teig:
Mehl, Salz und Wasser zum Teig kneten, bis es weich ist und sich leicht von der Schüssel löst.
Auf einer bemehlten Fläche den Teig in ein Viereck, ca. 15 cm x 15 cm, formen, in Frischhaltefolie wickeln und für 15 Minuten in den Kühlschrank geben.
Den Teig auf einer bemehlten Fläche danach in ein ca. 45 cm × 45 cm großes Viereck ausrollen. Bei mir wird es nie ein perfektes Viereck und das Endergebnis ist trotzdem toll, also nicht in Perfektion zergehen :) ⅔ der linken Seite mit ⅓ der Butter bestreichen, dabei einen Rand ohne Butter belassen.
Die Seite ohne Butter in die Mitte falten, danach die mit Butter bestrichene Seite ebenfalls. Glatt streichen und die Ränder zusammendrücken, danach wieder ein Viereck in der Größe 45 cm x 45 cm ausrollen und wie oben nochmals verfahren.
Abschließend den Teig nochmals ausrollen, diesmal in einem Rechteck ähnlicher Größe wie oben. Den Teig von der kürzeren Seite her aufrollen, die Rolle in der Mitte durchschneiden und für mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank geben.
Beim Arbeiten darauf achten, dass die Arbeitsfläche gut bemehlt ist.
Während der Teig durchkühlt, kann die Füllung zubereitet werden.
Füllung:
60 ml Milch und Mehl verrühren.
Parallel Zucker, Zimt und Wasser auf dem Herd aufkochen, dabei nicht verrühren, bis die Temperatur ca. 100°C erreicht hat (dauert nur 3-4 Minuten).
Die restliche Milch kurz aufkochen und in das Mehl mischen.
Die Zimtstange aus der Zuckermischung entnehmen und langsam in die Milch-Mehl-Mischung einrühren. Die Vanille hinzugeben und das ganze leicht abkühlen lassen. Währenddessen die Eigelbe in eine Schüssel geben, dazugeben. Die Füllung ist sehr flüssig - so soll sie sein.
Backen:
Den Ofen auf 290 °C vorheizen.
Die Rollen in ca. 2 cm dicke Scheiben schneiden. Jede Scheibe wird in eine Muffinform eines Muffinblechs gelegt und dann mit befeuchteten Fingern ind die Form gedrückt. Der Boden soll dabei recht dünn werden, der Teig wird dann an den Rändern hochgezogen.
Jedes Törtchen wird zu ¾ mit der Zucker-Milch-Ei-Mischung gefüllt.
Das Muffinblech gute 15 Minuten in den Ofen geben.
Beim Backen empfehle ich, einmal in den Ofen zu schauen und die Türe zu öffnen, denn das Geräusch des Brutzelns des butterigen Teiges weckt große Vorfreude auf den anstehenden Genuss.
Guten Appetit - nach dem Genuss eine Reise nach Lissabon buchen :)