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Essen bedeutet so vieles - Genuss, Notwendigkeit, Gesundheit, Zusammensein, Identität, Kultur, Umwelt & Tierwohl.

Essen bedeutet Verantwortung übernehmen, für sich und die Welt. Denn was wir essen hat nicht nur auf unseren Körper und auf unser Wohlbefinden einen immensen Einfluss, sondern in großem Maß auch auf die Umwelt, das Tierwohl und die Menschenrechte. Es spielt eine Rolle was wir essen.

Ich teile hier alles rund um Food & Ernährung , kulinarisches Reisen, persönliche Erfahrungen auf meinem Lebensweg und einige Einblicke in meine Learnings als Unternehmerin und in Social Media.

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Anya

Bio-Heumilch und Ammenhaltung - Zu Besuch auf dem Milchhof Lerf

Bio-Heumilch und Ammenhaltung - Zu Besuch auf dem Milchhof Lerf

Ich stehe am Eingang zu einem großen offenen Stall. Tief grünes Gras liegt im Flur, links und rechts davon schauen einem friedlich widerkauende, freundliche Gesichter mit weicher Schnauze und langen Fellohren entgegen. In der Mitte fährt Beppo leise surrend auf und ab durch den Gang und schiebt das Gras den Fellnasen entgegen. Durch den breiten Eingang scheint die Sonne hell, drinnen ist es deutlich kühler als draußen in der frühsommerlichen Hitze. Im Flur fahren die vier Kinder des Hofs auf ihren Kettcars entlang. Der Kleinste, gerade mal gute sechs Monate, wird im Kinderwagen im Spaß eingebunden. Ein Teil des Laufstalls ist für die Kälbchen abgetrennt, dort können sie mit ihrer Ammen-Mama heranwachsen. Trotz Trennung der Amme mit der kleinen Herde Kälber durch ein offenes Holzgatter von den Großtieren stehen doch alle zusammen. Eine wunderbare Ruhe liegt in der Luft.

Wir befinden uns im großen, offenen Laufstall für die knapp 100 Milchkühe des Milchhof Lerfs, der in dritter Generation von Michi und Kathi betrieben wird. Hier wird Bio-Heumilch produziert und zwar unter dem Bayerischen Bio-Siegel.

Die gesamte Familie, auch Eltern und Geschwister, arbeiten gemeinsam im Betrieb. Anfang der 90er Jahre hat Michis Vater die Produktion schon auf Bio umgestellt, das machte damals für ihn einfach Sinn. Michi und Kathi haben dann vor knapp 10 Jahren übernommen und zudem beschlossen, einen Großteil der Milch selbst zu vermarkten. Seitdem werden circa 20 % der produzierten Milch noch an eine Bio-Molkerei in der Nähe zur Weiterverarbeitung abgegeben. Der Rest wird am eigenen Hof als Vorzugsmilch, also unbehandelte Rohmilch, abgefüllt und unter anderem zu Joghurt und Kefir weiterverarbeitet. Die Ware wird dann von Handelspartnern am Hof abgeholt und in den Verkauf gebracht. Die Produkte vom Milchhof Lerf gibt es natürlich in Ottobeuren, aber auch im Großraum München zu kaufen. Der Entschluss, in die Eigenproduktion und -vermarktung zu gehen, hat vielfältige Gründe. 

Ich frage mich beim Besuch auf Milchhöfen immer wieder, ob es die Landwirte nicht schmerzt, die Milch der eigenen Kühe in die Milchtanker pumpen zu lassen und nie zu erfahren, wo sie letztlich landet. Denn in den meisten Fällen kommt der Zwischenhändler oder die Molkerei und sammelt die Milch zur Weiterproduktion ein. Abgenommen wird sie in der Regel zum internationalen Milchmarktpreis. Im Falle von Bio-Milch ist der nationale Bio-Milchpreis ausschlaggebend. 

Wohin die Milch vom Hof der Familie Lerf fließt, ist hingegen klar - in die eigenen Bio-Produkte. Mit dem Schritt hin zur eigenen Vermarktung hat der Familienbetrieb auch eine Unabhängigkeit vom fremdbestimmten Marktpreis erlangt, der die meisten Betriebe fest in ihren Fängen hält und wenig Bewegungsraum lässt: Sowohl was die Veränderung des eigenen Betriebes als auch was private Bedürfnisse angeht. Mit Skalierung nach oben ist durch Masse mehr zu erwirtschaften. Dies ist aber wiederum nicht für jeden der ‘richtige’ Weg und in vielen Fällen schlicht und ergreifend nicht umsetzbar. Alternativ wird sich eine Nische erarbeitet, wie im Falle des Milchhofs Lerf, die sich zur Herstellung einer eigenen Produktlinie entschlossen hat, mit hohem Wiedererkennungswert - unter anderem der hervorragende Geschmack. 

Die knapp 100 Milchkühe werden morgens gemolken, verbringen je nach Witterung dann mehrere Stunden auf der Weide und können, wie aktuell bei stärkerer Hitze, im geräumigen Luft durchfluteten Stall mit Heu der eigenen Felder wieder abkühlen. Die Jungtiere kommen im Sommer auf die Alm, bis sie groß genug für den Milchbetrieb sind. 

Für viele Menschen ist der Umgang mit den Kälbern mittlerweile ein äußerst kritisch beäugtes Thema. Auf dem Hof von Michi und Kathi dürfen die Kälber 10 Tage bei der Mutter bleiben und werden dann in einer kleinen Kälber Herde von einer Amme weiter betreut. Durch die offene Stallgestaltung sind aber alle Tiere miteinander in Kontakt. Michi spricht ganz offen über seine Beweggründe für diese Aufzuchtform. Aus seiner Sicht ist die Ammenhaltung für ihn auch eine Erleichterung, da er so nicht die Kälber per Hand füttern muss. Am Ende bleibt die Tatsache: Wenn wir Milch konsumieren wollen, und zwar in den Mengen, die der heutigen Bevölkerungsgröße entspricht, bleibt die Herausforderung des Umgangs mit Muttertier und Kalb. Egal, wie es gehandhabt wird, greift es in den natürlich vorgegebenen Ablauf ein.

Vor dem abendlichen Melken verbringen wir noch etwas Zeit in der heimischen Küche, um die hofeigenen Produkte zu probieren. Hier schmeckt die Milch noch vollmundig, der Joghurt herrlich cremig und geschmackvoll. Besonders angetan bin ich von einem neuen Produkt der Familie, dem Kefir aus Vorzugsmilch, der in Kürze auf den Markt kommen soll. Geschmackvoll und voller gesunder Mikroorganismen.

Die Produkte vom @milchhof_lerf tragen das Bayerische Bio-Siegel. Denn alle Rohstoffe sind in Bayern hergestellt, verarbeitet und gelagert. Das ist Maßgabe, um Bio-Produkte mit dem Siegel auszeichnen zu können

Zudem erfüllen Produkte, die dieses Bio-Siegel tragen, weit mehr als die gesetzlichen Vorgaben für Bio-Produkte, denn die Kriterien orientieren sich an die vier in Bayern aktiven Öko-Anbauverbänden Bioland, Biokreis, Demeter und Naturland. Für mich ein Siegel, auf das es sich wirklich zu achten lohnt - einfach und eindeutig.

Vor meiner Abfahrt werden die Kuh-Damen noch zum abendlichen Melken gebeten. Ich bin fasziniert vom entspannten, organisierten Ablauf. Die Kühe spazieren einzeln, in aller Ruhe, in einen der freien Melkstände hinein, die im Kreis angeordnet sind. In der Mitte des Kreisverkehrs steht Michi mit einem der beiden Auszubildenden und legt das Melkgeschirr an. Die Damen warten geduldig-kauend bis das Prozedere abgeschlossen ist und wandern dann zu den Kollegen in den Stall zum Abendessen aus hofeigenem Heu. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier strahlt viel Ruhe und Entspannung aus. Ich bin froh, dem abendlichen Vorgehen beiwohnen zu dürfen und mache mich kurze Zeit später mit vielen wunderbaren Bildern im Kopf, wie Milchviehhaltung funktionieren kann, auf den Heimweg.




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